Töne im Körper – Gedanken von Evelyn Buyken

Wenn ich Musik mache, sie körperlich erfahre, Resonanzen erzeuge, Obertöne höre, Bewegungsabläufe trainiere, mir bestimmte Stimmführungen ins Ohr bringe, dann fühle ich eine ganz besondere Qualität: Eine authentische und ungebrochene Verbindung zum Ton, zu den Klängen.

Ich sitze mit meiner Familie am Küchentisch: Mein Mann und ich tippen beide auf unseren Handys herum, neueste Facebook-News, aktuelle Mails, Whattsapps, wir sind jeder für uns. Auch das hat etwas authentisches. Aber was macht mich glücklich?

Denke ich beides zusammen: Welche Rolle spielt das Digitale für mich als Musikerin, die das authentische Musik-Erzeugen liebt? Isoliert mich das Digitale von den anderen und kann ich das Musikmachen besser teilen, gemeinsam erleben? Ich höre viel über Spotify, bin dankbar über so manche hochgeladene Aufnahme über Youtube, die ich selbst nicht besitze… Aber was erlebe ich dabei als Zuhörerin? Auf welche Stücke werde ich gestoßen? Wer lenkt mich? Ich mich selbst?

All diese Fragen leiteten mich bei der Idee für das Projekt Out of the Box. Es soll keine platten Antworten geben, im Sinne von: Nur das reale Konzerterlebnis ist das beste. Es soll Fragen in den Fokus rücken, die wir vielleicht vergessen zu fragen: Wofür entscheide ich mich, wenn ich Spotify abonniere? Was „kaufe“ ich mit ein?

Selbsterfahrung, Selbstbestimmung und Langsamkeit sind Dinge , die meine Generation nicht vor die Füße geschmissen bekommt. Wir müssen sie aktiv suchen und herstellen. Musik ist sicherlich schon immer ein Weg gewesen, diese „selfcompassion“ zu erleben… Dass dies im 18. Jahrhundert selbstvertäsnldich nur gelang, wenn man Teil einer realen Musikperformance war, sagt sich so schnell… Ist ja klar, dass wir heute den Touchscreen betätigen und Musik erklingt. Aber berührt mich dieses Musikerlebnis? Wie spüre ich die Töne im Körper?

Text von Evelyn Buyken

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